Was ist fairer Handel


Der Faire Handel ist.....

 

eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent/innen und Arbeiter/innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.

 

Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit Verbraucher/innen ) für die Unterstützung der Produzent/innen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.

 

Auf diese Definition einigten sich 2001 vier große Dachorganisationen des Fairen Handels. 

 

~ Gemeinsam können wir die Welt fairändern. ~


Wie entwickelte sich der faire Handel?


Der faire Handel blickt auf eine rund 40jährige Geschichte zurück. In den Anfängen sprach man von "alternativem Handel", was darauf hinwies, dass die Akteure Alternativen zum traditionellen Handel aufzeigen wollten, weil sie dessen Strukturen und Regeln als ausgesprochen ungerecht empfanden. Mittlerweile ist der Begriff "Fairer Handel" so bekannt, dass selbst Discounter es als lohnenswert erachten, mit "fairen" Produkten Werbung zu betreiben. 

 

Im "Fairen Handel" engagieren sich zahlreiche Gruppen und fair gehandelte Produkte findet man heute nicht mehr ausschließlich in den Weltläden, sodass es schwierig ist, diese Vielfalt zu überblicken. 2001 einigte sich die FINE, ein Zusammenschluss von 4 internationalen Dachorganisationen, auf eine gemeinsame Definition: "Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen - insbesondere in den Ländern des Südens - leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fairhandelsorganisationen engagieren sich - gemeinsam mit VerbraucherInnen - für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels." 

 

Untrennbar verbunden mit dem fairen Handel sind die Weltläden. Ihre Geschichte beginnt in den 60iger Jahren fast zeitgleich in verschiedenen europäischen Ländern. 1967 startet die niederländische Stiftung "Steun voor Onderontwikkelde Streken", S.O.S. den Handel von Produkten aus der so genannten Dritten Welt, im April 1969 wird in den Niederlanden der erste Weltladen eröffnet.

 

In Deutschland engagieren sich vor allen Dingen konfessionelle Jugendorganisationen und organisieren Protestaktionen gegen die zunehmenden Ungerechtigkeiten im Welthandel. Aus der Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik heraus entsteht die Bewegung "Aktion Dritte Welt Handel". Ab 1970 bieten immer mehr Dritte-Welt-Gruppen fair gehandelte Waren auf Märkten und Basaren an, die ersten Weltläden entstehen. 1975 gibt es deutschlandweit schon 100 Läden, im gleichen Jahr wird der Weltladen-Dachverband als Interessenvertretung der Weltläden und Aktionsgruppen in Deutschland gegründet. Verschiedene Fair-Handels-Importorganisationen nehmen ihre Arbeit auf.

 

1992 wird die Siegelorganisation "TransFair" ins Leben gerufen. Durch die Vergabe von Siegeln, die die Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien garantieren, wird es möglich, auch die konventionellen Vertriebswege für fair gehandelte Produkte zu nutzen, also die Produkte auch z.B. in Supermärkten anzubieten. 1997 kommt es zum Zusammenschluss von 20 nationalen Siegelinitiativen zur FLO (Fair Trade Labelling Organizations International), die ein gemeinsames Siegel entwickelt, das seit 2007 auch in Deutschland genutzt wird.

 

2001 organisiert eine Vielzahl von Fair-Handels-Akteuren die erste "Faire Woche", eine Kampagne, die seither jedes Jahr im September stattfindet und die dazu beitragen soll, die Idee des Fairen Handels noch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.

 

Heute gibt es in Deutschland 800 Weltläden, mehrere 1000 Aktionsgruppen und 30.000 Supermärkte, die fair gehandelte Produkte anbieten. Der Umsatz hat in den letzten Jahren Zuwächse von teilweise bis zu 20% erreicht. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Importorganisationen, über die auch der Weltladen Koblenz seine Waren bezieht.

 

Banafair e.V. ist ein Verein, der seit 1986 biologisch angebaute und fair gehandelte Bananen von Kleinproduzenten und Genossenschaften importiert und vertreibt.

el puente - "Verein für Arbeits- und Sozialförderung in Entwicklungsländern" wurde 1972 gegründet. el puente unterhält Handelsbeziehungen zu Kleinproduzenten und Genossenschaften und fördert so Partner in über 40 Ländern.

dwp entstand 1988 aus dem Zusammenschluss mehrerer Weltläden der Region Oberschwaben, die den Verein "Dritte-Welt-Partner" gründeten. dwp arbeitet mit mehr als 60 Produzentengruppen in 30 Ländern zusammen.

GEPA - The Fair Trade Company ist das größte Fairhandelshaus Europas. Es ist Lizenznehmer von TransFair, der überwiegende Teil der GEPA-Produkte trägt das Siegel. 1972 als Tochter der niederländischen S.O.S. gegründet, entstand 2 Jahre später die "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH", als deren wirtschaftlicher Arm 1975 die GEPA gegründet wurde.

Sowohl el puente als auch dwp arbeiten ohne das TransFair-Siegel. Alle 4 Organisationen engagieren sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Gruppen, deren Angebot oft auf bestimmte Produkte begrenzt ist. Alle Gruppen unterliegen einer regelmäßigen Kontrolle hinsichtlich der Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien.

 

Einen anderen Ansatz verfolgt der gemeinnützige Verein "TransFair", der 1992 gegründet wurde. Träger sind 40 Institutionen aus Entwicklungspolitik, Kirche, Verbraucherschutz, Umwelt, Bildung und Soziales. Der Verein handelt nicht selbst mit Ware, sondern vergibt ein Siegel für fair gehandelte Produkte auf der Grundlage von Lizenzverträgen. Ein großer Vorteil ist es, dass durch dieses Siegel neue Vertriebswege für fair gehandelte Produkte erschlossen werden konnten.

 

In vielen Supermärkten findet man heute gesiegelte Ware, der Umsatz seit Einfuhr des Siegels stieg um ein Vielfaches. Das Siegel hat aber auch Nachteile. Einmal entstehen für die Produzenten zusätzliche Kosten, gravierender aber ist etwas anderes: unter den mittlerweile über 100 Lizenznehmern sind auch solche Unternehmen, die in ihrer Produktpalette und Arbeitsweise weit von den Kriterien für Fairen Handel entfernt sind. Man muss davon ausgehen, dass hier versucht wird, sich durch das Siegel ein "Feigenblatt" einzukaufen. Hohe Wellen schlug 2006 der Fall "Lidl". Viele Weltläden, unter ihnen auch der Weltladen Koblenz, bezogen eindeutig Stellung gegen die Lizenzvergabe an "Lidl". Der Absatz gesiegelter Waren stieg 2006 um 100%, Lidl hatte daran einen Anteil von 30%. Für viele Weltläden steht dennoch fest, dass nicht alleine mit einem steigenden Absatz argumentiert werden kann, sondern dass die gesamte Handelskette den fairen Kriterien genügen muss. Das Konzept der Discounter, nämlich möglichst günstig eingekaufte Ware - wobei durch große Abnahmemengen ein Preisdiktat möglich wird - sehr preiswert den Kunden anzubieten, verträgt sich in keinster Weise mit den Vorstellungen von fairer Preisbildung.

 

Darüber hinaus sind die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten z.B. bei Lidl bis heute weit entfernt von jeglicher Fairness. Die Umsatzzahlen im Fairen Handel steigen rasant. 2007 konnten in Deutschland Waren im Wert von 193 Mio. Euro umgesetzt werden. Gesiegelte Ware hatte daran einen Anteil von 74%. Besonders erfreulich ist, dass mehr als 70% der angebotenen Lebensmittel das Bio-Siegel tragen. Angeboten werden die Waren in über 800 Weltläden, in 30.000 Supermärkten, in Bioläden, Kantinen und Mensen und auch über das Internet können fair gehandelte Produkte eingekauft werden. Die deutschen Import-Organisationen unterhalten Handelsbeziehungen zu weit mehr als 200 Partnern und vom TransFair-Siegel profitieren weltweit 632 Partnerorganisationen. Die Probleme, die die Globalisierung mit sich bringt und nicht zuletzt die Finanzkrise machen deutlich, dass die bestehende Weltwirtschaftsordnung alles andere als ideal ist. Es wird immer klarer, dass eine Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels notwendig ist. Soziale Aspekte und der Umweltschutz müssen eine stärkere Beachtung finden. Hier kann der Faire Handel als Vorbild dienen. Laut einer Studie der "Verbraucher Initiative e.V." konnten zwischen 2004 und 2007 6,2 Mio. neue Käufer für fair gehandelte Produkte gewonnen werden. Auch neuere Zahlen geben Anlass zu der Hoffnung, dass dieser Trend sich fortsetzen wird. Immer mehr KonsumentInnen lassen das "Geiz ist geil" hinter sich und entscheiden für sich, dass konsumieren auch bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, für die sozialen Belange der Mitmenschen und für die Umwelt.